Sinnbild des Kosmos - Die Kuppelkirche
Als sich vor über tausend Jahren die ersten Benediktinermönche im Albtal am Fuss des Feldbergs, dort wo heute St. Blasien liegt, niederliessen, fanden sie einen Ort der Stille vor. Der adelige Sigemar gründete hier die ‹Albzelle› und unterstellte sie der Abtei Rheinau bei Schaffhausen, Reliquien des heiligen Blasius wurden hierher überführt. Das Kloster kam 1361 unter österreichische Landeshoheit und erlitt während der Bauernkriege von 1525/26 grosse Schäden. 1768 legte ein Feuer das Hauptgebäude und alle Nebengebäude und Kirchen in Schutt und Asche. Fürstabt Martin Gerbert liess daraufhin das Kloster neu aufbauen. Rund zehn Jahre benötigte der Bau mit der spektakulären Kuppelkonstruktion, der in Anlehnung an das Vorbild des altrömischen Pantheons geplant worden war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zum 200jährigen Domjubiläum, wurde die drittgrösste Kuppelkirche Europas nach den ursprünglichen, rein klassizistischen Plänen wieder hergerichtet. 1933 erwarben die Jesuiten das benediktinische Erbe, um ein Gymnasium zu einzurichten, das zu einer der bedeutendsten Privatschulen Deutschlands werden sollte. Als Sinnbild des Kosmos beeindruckt der Dom heute vor allem durch seine lichtvolle Grösse. Chor und Kirchenraum sind getrennt durch ein meisterhaft geschmiedetes Chorgitter mit Heiligenmedaillons, die noch aus der Klosterzeit stammen und auf denen St. Blasius, St. Benedikt, St. Scholastika und St. Vincentius dargestellt sind.
Fast tausend Jahre war das Kloster St. Blasien im Schwarzwald ein lebendiger Ort der Wissenschaft, des Glaubens und der Kunst – bis die Säkularisation 1806 der Abtei ein jähes Ende setzte. Doch den Mönchen gelang es, ihre bedeutenden Kunstschätze rechtzeitig nach Österreich in Sicherheit zu bringen. Für die Ausstellung „Der Schatz der Mönche – Leben und Forschen im Kloster St. Blasien“ kehren die weltberühmten Spitzenwerke in ihre Heimatregion zurück. Die groß angelegte Schau ist ein gemeinsames Projekt der Erzdiözese Freiburg und des Augustinermuseums in Kooperation mit dem Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal. Sie wird gefördert von der Erzbischof Hermann Stiftung der Erzdiözese Freiburg.
Seine größte Blüte erlebte St. Blasien in der Ära des Fürstabts Martin Gerbert (1720–1793). Er war über viele Grenzen hinweg vernetzt, so dass sein Einfluss weit über den Schwarzwald hinausging. Mit Kaisern und Fürsten rang er um Privilegien. Ein großer Teil der Kunstschätze kam während seiner Amtszeit in die klösterliche Sammlung. So ist auch der 300. Geburtstag Gerberts Anlass der Ausstellung. Wenige Jahre nach dem Tod von Fürstabt Martin Gerbert kam es 1806 zur Auflösung des Klosters. Die Äbte hatten die Säkularisation frühzeitig kommen sehen und konnten eine Neuansiedlung der Mönche in St. Paul im Lavanttal in Kärnten organisieren. Dorthin brachten sie auch ihre Schätze. Die Kommissare des badischen Staats machten lange Gesichter, als sie nach St. Blasien kamen und die einst so reiche Abtei weitgehend geräumt war.
Das Adelheidkreuz ist das größte Gemmenkreuz des hohen Mittelalters, es ist eine Stiftung der Adelheid, einer Tochter König Rudolfs von Rheinfelden. Durch Heirat wurde sie Königin von Ungarn und erhielt als Geschenk ein Stück vom Kreuz Christi. Adelheid stiftete diese wertvolle Reliquie um 1080 dem Hauskloster ihrer Familie, St. Blasien, wo sie selbst später neben ihrer Mutter begraben wurde. Dazu finanzierte sie aus ihrem Vermögen die Herstellung des kostbaren Kreuzreliquiars. Nachdem Zweifel an der Reliquie aufgekommen waren, ließ Abt Gunter ihre Echtheit durch eine als Gottesurteil aufgefasste Wasserprobe bestätigen und die Rückseite des Kreuzes erneuern. Die herausnehmbare Reliquie diente mutmaßlich für Riten der Osterliturgie, die an die Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu erinnerten.