Drei Donauquellen und die Martinskapelle
Die schönste Annäherung an diesen alten Kultort geschieht auf dem legendären Westweg, dem ältesten Fernwanderweg im Schwarzwald. Zwei Km nördlich des Gipfels des 1164 m hohen Brend auf fast 1100 Meter Höhe steht die Martinskapelle auf einer Passhöhe. Hier liegt die große Wasserscheide Donau-Rhein, auf der Nordwestseite entspringt die Elz, die durchs Elztal in den Rhein fließt, auf der Südostseite entspringt die Breg, einer der Quellflüsse der Donau. Man erreicht den Pass auch durch das oberste Bregtal, Katzensteig genannt, vorbei an einigen schönen großen Schwarzwaldhöfen. Vielleicht war diese uralte Straße von Furtwangen auf die Passhöhe schon eine alte keltische Straße. Es mag sein, dass hier schon eine heidnische Opferstelle lag. Spuren eines ersten Bauwerks aus vorkarolingischer Zeit um 800 fand man, dazu ein Becken, welches als Taufbecken gedient haben könnte.
Ob dieser damalige Bau identisch ist mit dem „Waldkirchlein“, das dem Kloster St. Margareten 915 durch Stiftung zukam, ist ungewiss. Erwähnt wird 1178 eine ‚Kapelle auf einem hohen Berg, welche von der Gemeinde Furtwangen errichtet wurde‘. Unter Verwendung der alten Fundamente ist im Mittelalter, vermutlich in spätgotischer Zeit, wieder eine Kapelle errichtet worden. Um 1800 könnte die St. Martinskapelle zum Kolmenbauernhof gekommen sein. Sie wurde 1843 als Sakralbau aufgegeben und in ein kleines Bauernhaus mit Heuboden, Abort und Keller umgewandelt, das Zwiebeltürmchen musste einem Schornstein weichen. Der Innenraum wurde durch einen Zwischenboden geteilt, um unten Platz für Stallungen zu schaffen, Schuppen und Schweinestall wurden angebaut.
Das Aussehen der heutigen Kapelle geht auf eine Erzählung zurück, wonach der alte Kolmenhofbauer um 1900 ein Gelübde ablegte, Gott zu Ehren und als Dank die ehemalige Kapelle erneut als Kirchengebäude herzurichten, würde Gott ihn und seine Familie aus wirtschaftlicher Not befreien. Offensichtlich wurde er erhört, denn 1905/06 wurde die Kapelle wieder weitgehend in ihren alten Zustand versetzt. In den Keller wurden Steine und Erdreich geschüttet, von außen wurde Erde aufgefüllt und die Kapelle erhielt wieder ein Türmchen. 1906 fand die neuerliche Einweihung statt. Heute ist die Kapelle wunderbar restauriert und gepflegt, viele Freunde der St. Martinskapelle haben durch ehrenamtliche Arbeit, durch Geld- und Sachspenden der Familie Dold vom Kolmenhof geholfen, dieses Kleinod für die Zukunft gut zu bewahren.
Der etwas kürzere Quellfluss der Donau ist die Brigach, beim Zusammenfluss der beiden ist der Beginn der namentlichen Donau. Von dort bis zur Mündung ins Schwarze Meer bei Sulina sind es 2811 km, von der Quelle des hydrologischen Hauptflusses Breg 2857 km. „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg“ lernen daher schon alle Schulkinder. Im Fürstlich Fürstenbergischen Schlossgarten in Donaueschingen liegt die dritte Donauquelle, eine kunstvoll gefassten Karst-Aufstoß-Quelle. Von dort mündet nach 100 Metern unterirdischen Laufs der Donaubach in die Brigach. Schon die Römer suchten nach der Quelle des mächtigsten Stromes ihres Reiches. Das älteste Zeugnis verweist auf das Jahr 15 vor Christus, als der römische Feldherr und spätere Kaiser Tiberius vom Bodensee gen Norden ritt und dort „nach einer Tagesreise die Quellen der Donau“ fand. Nach Tacitus „entströmt die Donau den weichen, sanft erhöhten Kammlagen des Abnoba-Gebirges“. Abnoba ist eine Muttergöttin in der keltischen Religion, sie personifizierte den Schwarzwald, der in der in der Antike den Namen ‚Abnoba mons‘ trug. Abnoba galt als Beschützerin des Waldes, des Wildes und der Quellen.
Im Gegensatz zur mythologischen Rolle ist die hydrologische Bedeutung der Donauquellen ungewöhnlich gering, da die Donau ober- und unterhalb von Tuttlingen einen so bedeutenden Teil ihres Wassers an das Rheinsystem verliert, dass sie dort die meiste Zeit des Jahres trockenfällt (Donauversinkung), insofern bei Ulm – gewässerkundlich betrachtet – zum Nebenfluss der wesentlich wasserreicheren Iller und schließlich in Passau auch noch vom Inn übertroffen wird.