Jakobus an der Römerstrasse
Die kleine Schwarzwaldstadt Wolfach liegt zwischen Freudenstadt und Offenburg am Zusammenfluss von Wolf und Kinzig. Sie erlangte Wohlstand durch Flößerei, Holz und Bergbau. Vom idyllischen Stadtzentrum mit dem ehemaligen fürstenbergischen Schloss führt ein schöner Wanderweg in 30 bis 40 Minuten durch einen prächtigen Wald am Südhang des Rieglesberg hinauf zur Jakobus-Kapelle. Hier möchte man gerne verweilen, um die traumhafte Waldeinsamkeit zu genießen.
Eine Legende berichtet über den Ursprung der Kapelle. „Im Bergwald bei Wolfach hörten Hirtenbuben mehrmals einen schönen Gesang. Sie forschten ihm endlich nach und fanden in einer Tanne ein kleines, singendes Standbild des heiligen Apostels Jakob des Größern. Wegen dieses Wunders ward auf dem Platz eine Kapelle erbaut, bei welcher ein Waldbruder sich ansiedelte. In derselben steht jetzt das Standbild auf dem rechten Seitenaltar, und im Chore der Stumpf der Tanne mit den Wurzeln im Boden.“
Aus dem Jakobus-Bruderschaftsbuch von 1710 geht hervor, dass im Jahr 1433 ein „Bruder Conrad von Kalb“ (Calw) vom fürstenbergischen Landesherrn die Erlaubnis einholte, ein „St. Jakobs Kürchlein bey Wolfach im Küntzigerthal“ erbauen zu dürfen. Schon bald konnte eine kleine Kapelle geweiht werde. Manche sehen viel ältere Spuren eines Heiligtums an der alten Römerstraße, welche hier hochwassersicher am Hang entlang führte. Es wurde in den Wirren der Reformation 1540 zerstört und 1660 wieder errichtet durch Gelöbnis und Stiftung von zwei Wolfacher Ehepaaren. Eine Jakobus-Bruderschaft wurde 1664 gegründet, sie erhielt großen Zustrom aus ganz Süddeutschland. Dann aber machte sich „der Zeitgeist der Aufklärung, der Heiligenverehrung, Wallfahrten und viele andere Frömmigkeitsübungen als unsinnigen Aberglauben abtat, <…> bemerkbar.“ Wie viele Bruderschaften wurde auch die Wolfacher Jakobus-Bruderschaft verboten. Doch dem Wolfacher Pfarrverweser Andreas Schill gelang es, sie mit Bestätigung durch Papst Leo XIII. neu zu beleben.
Die Renaissance der Jakobswege führte auch zur Wiederbelebung von Jakobswegen in Deutschland. Seit den 90er Jahren rekonstruierte man entlang antiker Straßen, alter Klöster und auf den Grundlagen alter Pilgerberichte moderne Jakobswege. Der Kinzigtäler Jakobsweg wurde 1993 eingeweiht mit einem Festgottesdienst in der Jakobuskapelle Wolfach. Jedes Jahr gibt es am Jakobustag am 25. Juli ein kleines Fest. Und seit dem Frühjahr 2020 wohnt auch wieder ein Eremit in der Einsiedlerklause.