Der ‹Kindlesbrunnen› im Urenwald
Steil bergan durch den Wald führt der Kreuzweg zu einem geheimnisvollen, von Legenden umrankten Ort, der schon auf Karten des 18. Jahrhunderts als ‹Heiligendobel› bezeichnet wird. Die Überraschung ist gross, wenn die kleine Rudolfskapelle auftaucht und daneben die sprudelnde Quelle, deren Wasser aus einem Bildstock fliesst. Man weiss heute, dass das kühle Nass aus der Öffnung eines ehemaligen Bergwerkstollens gleich oberhalb des Brunnens stammt.
Über dem Eingang der Kapelle berichtet ein Bild von einer Bluttat, die sich nach der Überlieferung hier oben im Dreissigjährigen Krieg zugetragen und zur Erweckung der Quelle geführt haben soll. Im Archiv der Stadt befindet sich jene auf Holz gemalte Darstellung der Ermordung, die früher im Bildstock des Brunnens stand. Der Mörder ist darauf nicht mehr zu erkennen; Wallfahrer haben ihn, wie man berichtet, wütend mit ihrem Messer «erstochen».
Im Volksmund wird der Heilige Brunnen auch ‹Kindlesbrunnen› genannt, denn seit alter Zeit kommen Kinder hierher, um über der Brunnenstube ein Holzkreuzchen in das Erdreich zu stecken mit dem Wunsch nach einem Brüderchen oder Schwesterchen. In der Karwoche begeht die Bevölkerung betend den Kreuzweg; Wanderer kommen gerne das ganze Jahr über und wählen von hier aus gerne den Weg zur ‹Sandhaasen-Hütte› des verstorbenen Kunstmalers Carl Sandhaas mit dem herrlichen Ausblick über das Kinzigtal und bis zur Burg Hohengeroldseck.