Notburga hilft bei Geburten
Die Weißtannenhöhe erhebt sich 1190 Meter hoch in aussichtsreicher Landschaft, dunkle Wälder wechseln sich ab mit Wiesen, über alte Bauernhöfe schweift der Blick bis zu den höchsten Schwarzwaldbergen. Der berühmte Westweg von Pforzheim nach Basel führt hier vorbei, im Winter trifft man viele Langläufer auf der beliebten Thurner-Spur. Schildwende, Siedelbach, Eckbach und Bruckbach führen nach Osten hinab ins Jostal, die schönsten Bilderbuchtäler des Südschwarzwalds liegen hier. Wenige Meter nach Westen unterhalb des Pass liegt ein uraltes Heiligtum, Kapelle und Gasthof Heilgenbrunnen.
Die „Capella S. Margarthae Virginis et Martyris in Fonte Sancto“, oder, wie es in alten Urkunden heißt, das „Kirchlein St. Margrethen beim heiligen Bronnen“, stand vor über 500 Jahren schon an diesem Platz. Am 1. Juli 1519 erhielt Kaspar Neser, Pfarrer von Neustadt, die Erlaubnis, in Heiligenbrunnen die Messe zu lesen. Das ist die früheste Erwähnung der Kapelle. Die große Bedeutung von Heiligenbrunnen zeigen Berichte über Jahrhunderte über regelmäßige Gottesdienste, über das Margarethenfest im Juli, mit großem Zulauf des Volkes, Flurprozessionen führten von hier bis nach Neustadt und Lenzkirch.
Im Anniversarienbuch von 1783 berichtet der Neustädter Pfarrer Rimmelin, dass die Schutzheiligen der Kapelle die hl. Jungfrau Maria, die hl. Märtyrerin Margaretha und die hl. Witwe Notburga waren. Rimmelin hat uns auch die Legende der Notburga aus dem Volksmund überliefert: Notburga, eine Königin von Schottland, wurde nach dem frühen Tod ihres Gatten vertrieben und kam auf ihrem Weg in die Verbannung, nur von einer Dienerin begleitet, in „suevia“ (Schwaben) nach dem Orte Buehl. Hier gebar die Königin neun Kinder, wovon eines gleich nach der Geburt starb. Da an diesem Ort kein Wasser zu finden war, befahl die Königin ihrer Dienerin, mit ihrem Stab an einen Felsen zu schlagen, woraus alsdann eine starke Quelle entsprang. Notburga wusch und taufte damit ihre Kinder und blieb an dieser Stelle wohnen. Durch die Nachricht von dem wunderbaren Wasser zogen Menschen in die Gegend, unter denen aber bald Streit und Zank ausbrach. Darum wanderte Notburga tiefer in die Berge hinein und hat auch dort mit Hilfe ihres Stabes einen Brunnen geschlagen, der heute noch im Heiligenbrunnen fließt.
Im Ort Bühl im Klettgau am Hochrhein wird heute noch die hl. Notburga verehrt und ihr Grab gezeigt. Sie gilt als Fürsprecherin gebärender Frauen. Es war durch die Jahrhunderte hindurch der Brauch, die alte Statue der Notburga aus der Kapelle mit in die Häuser zu nehmen, damit bei der Geburt alles gut gehe, immer war die Statue in der Geburtsstube. Die herausnehmbaren acht Kinder, die die Figur im Arme trug, sind dabei wohl zum Teil verlorengegangen.
Neben der Kapelle stand seit jeher das Haus des Meßmers, der die Kapelle betreute und beim Gottesdienst diente, dazu als Handweber oder Tagelöhner seinen Lebensunterhalt verdiente. Aus diesem „alten hölzernen Haus mit Wirtsgerechtigkeit, wenig Wies, Acker, wildem Bergland, etwas Wald“ entstand das heutige 200 Jahre alte Wirtshaus.