Eremitage im Steinbruch für Sarkophage
Eine Wanderung führt aus Luxeuil heraus nach Norden durch den Wald von Banney. Das Hügelland am Fuß der Vogesen ist geprägt von wunderschönen Laubwäldern mit vielen Wanderwegen. Nach etwa 5 km erreicht man im Zentrum des Dorfes Valbert ein großes achteckiges Waschhaus aus dem 19. Jahrhundert, welches bis 1965 noch benutzt wurde. Noch ein Kilometer weiter liegt mitten im wunderbaren Wald ein magischer Ort, genannt die Eremitage des Valbert.
Das Leben des Valbert oder Waldebert ist uns teilweise aus der Heiligenvita bekannt, die der Mönch Adson von Luxeuil im 10. Jahhundert aufschrieb. Um 620 stellte sich ein junger Herr zu Pferd, voll bewaffnet, dem Abt Eustasius von Luxeuil vor. Er wollte der Welt entfliehen und sein Leben ganz dem Dienst an Gott widmen. Als Sohn eines fränkischen Herrschers vom Stamm der Sicambrer hatte er die kriegerische Ausbildung der jungen Adligen seiner Zeit erhalten und besuchte den Hof der Merowinger. Valbert hatte beschlossen, sich all seiner Besitztümer zu entledigen. Sowohl seine prächtige Rüstung als auch ein prächtiger Pokal aus einem einzigen Topas, der mit Goldblättern eingefasst war, wurden lange Zeit als Ex-Voto in der Klosterkirche aufbewahrt. Valbert erhielt von Eustasius die Erlaubnis, das Leben eines Einsiedlers zu führen, etwas nördlich der Abtei, mitten im Wald, in einer Höhle im Sandsteinfelsen, in der Nähe einer Quelle: das ist die bescheidene Zelle, die wir heute noch sehen.
Um 629 suchten ihn die Mönche von Luxeuil, die seine moralischen und intellektuellen Qualitäten kannten, auf, um ihn zu bitten, den gerade verstorbenen Heiligen Eustasius an der Spitze des Klosters zu ersetzen. Unter seiner 40jährigen Verwaltung entwickelte und verbreitete sich die Gemeinschaft, mehr als dreißig Klöster wurden gegründet, und bei seinem Tod, am 2. Mai 670, zählte allein die Abtei von Luxeuil etwa 600 Mönche. Seine sterblichen Überreste wurden hinter dem Altar von Sankt Martin, „in einer Krypta von bemerkenswerter Arbeit“ beigesetzt. Die Grabstätte wurde ein wichtiger Wallfahrtsort, denn Valberts Ruhm verdrängte den seines Vorgängers Columban, der nicht in Luxeuil, sondern in Italien gestorben war. Dank seiner Reliquien wurde die Kirche im Jahr 731 erhalten, als Sarazenen die Abtei zerstörten. Die Kirche Sankt-Martin wurde 1797 zerstört, bei archäologischen Grabungen, die der Forscher Sébastien Bully zwischen 2008 und 2015 durchgeführt hat, wurden die merowingische Krypta und rund hundert sehr gut erhaltene Sarkophage freigelegt. Das Vorhandensein des heiligen Grabes des Abtes Valbert führte zur Entwicklung der klösterlichen Nekropole, insbesondere in der Apsis der Krypta, mit einer großen Anzahl von Sarkophagen ad sanctos, von denen acht den abgekürzten Namen eines verstorbenen Mönches auf dem Deckel eingraviert haben.
Die Höhle, in der der heilige Einsiedler so viele Jahre der Askese verbracht hatte, war auch Gegenstand sorgfältiger Pflege durch die Mönche. Sie wurde zu einem Pilgerziel für viele Menschen, die hierher kamen, um das Wasser aus der Quelle zu trinken. Bis zur Französischen Revolution wurden die Gebäude von den Mönchen der Abtei erhalten und gepflegt. Danach war die Einsiedelei Staatseigentum und wurde von Industriellen aufgekauft, die vor allem an den umliegenden Wäldern interessiert waren. Nach 1905 begann der Verfall und die Plünderung der Gebäude, die Erneuerung der Einsiedelei begann 1960 dank des Vereins „Les Amis de Saint-Colomban“. Mit Hilfe von Jugendlichen aus Lyon und Irland gab es über mehrere Jahre hinweg umfangreiche Restaurierungsarbeiten, um die Stätte zu einem Ort des Gebets und der Wallfahrt für Gläubige zu machen. Der Standort ist jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich.
Neben der Eremitenhöhle ist der Ort auch durch den „Teufelsfelsen“ bekannt, der auch „Teufelskralle“ genannt wird. Die Legende besagt, dass der Teufel, der vom Heiligen Valbert vertrieben wurde, den Abdruck seiner Krallen auf diesem Felsen hinterlassen hat. Diese Legende wird inspiriert durch Felsen, die in der Tat Spuren von Einkerbungen aufweisen. Bei archäologischen Grabungen zwischen 2013 und 2014 hat man ein riesiges Abbaugebiet von Sandstein von etwa 7 Hektar untersucht. Zahlreiche behauene Blöcke und Schnittflächen im Sandsteinfelsen sind sichtbar, außergewöhnlich ist der Fund eines Keils und eines Fragments eines Eisenpickels, die beide noch im Stein eingebettet waren. Dieser Sarkophagsteinbruch wurde offensichtlich zwischen dem VI und VIII Jahrhundert vom Kloster Luxeuil betrieben.