Sonnenaufgang in der Münsterkrypta
Immer mehr Menschen finden sich Jahr für Jahr zum Sonnenaufgang an einem Morgen um den 21. Juni auf der Pfalz, der Aussichtsterrasse beim Basler Münster, ein. Falls das Wetter klar ist, kann man hier zur Sommersonnenwende ein eindrückliches Schauspiel erleben, das später mit einer kleinen Andacht zum Johannistag in der Münsterkrypta gefeiert wird. Kurz nach halb sechs Uhr schiebt sich die hellrote Kugel über die Hügelkette der Hohen Möhr im Schwarzwald. In einer Linie über die St. Martinskirche in Riehen und die St. Theodorskirche in Kleinbasel hinweg trifft ihr erster Lichtstrahl die Kastanienbäume auf der Pfalz und fällt, gebrochen vom Blätterwerk, durch das zentrale Chorfenster ins Münster ein. Er scheint in die Krypta, die ursprüngliche Grablege der Basler Bischöfe, und wirft einen hellen Lichtfleck an die gegenüberliegende Wand – ein beeindruckendes Phänomen, dem freilich kein Zufall zugrunde liegt, wurden doch Kirchen und Kapellen oft an prähistorischen oder antiken Stätten angelegt und orientierten sich nach dem Sonnenaufgang an einem der kalendarischen Richttage. Das Basler Münster ist an der Stelle des ehemaligen keltischen Oppidums erbaut worden.