Der Goldschatz in der Dorfkirche
An einem unscheinbaren Ort, in Reiningue südwestlich von Mulhouse, befindet sich der kostbare Kirchenschatz des nahen Klosters Oelenberg. Er ist in der Dorfkirche offen zugänglich, aber in Panzerglas-Vitrinen sicher verwahrt. Man sieht eine Büste des heiligen Laurentius aus vergoldetem Holz, in deren Sockel Asche enthalten ist, die von seinem Martyrium stammen soll. Mit Staunen begegnet man aber auch einem gotischen Büstenreliquiar aus dem 15. Jahrhundert, das den heiligen Romanus darstellen soll. Durch eine verglaste Öffnung in der Brust fällt der Blick auf die Reliquie, die Hirnschale des Heiligen. Diese Reliquien spendete der Elsässer Papst Leo IX. im 11. Jahrhundert dem benachbarten Kloster Oelenberg. Nach der Französischen Revolution und der Aufhebung des Konvents gelangten sie hierher.
Von der Wallfahrt früherer Zeiten zeugt neben der Kirche der alte, versiegte Brunnen. Als die Wallfahrt hier noch blühte und man aus dem ‹Romanus-Brunnen› heiliges Wasser holte, hatte dieser Anlass grossen Zulauf. Am ersten Sonntag im August gibt es im Dorf heute einen Jahrmarkt, die ‹Foire Saint-Laurent›. Schon im Morgengrauen bauen die ersten Händler ihre Marktstände auf, später sind alle Gassen und Strassen im Dorfkern erfüllt vom bunten Treiben. Der Festgottesdienst zu Ehren des Heiligen Laurentius ist gut besucht, während der Messe werden die traditionellen „Glekshampfala“ gesegnet. Wochen vorher schon haben fleissige Helfer viele Getreideähren zu kleinen Sträussen gebunden, immer 9 Stück an der Zahl. Die Zahl Neun und die reifen Ähren sind ein doppeltes Fruchtbarkeitssymbol. Früher brachten die Mönche des Klosters ihre Ernte in die Kirche, wo sie mit dem Romanuswasser gesegnet wurde. Heute nimmt jeder Gottesdienstbesucher ein Sträusschen „Glekshampfala“ mit nach Hause als Glücksbringer.