Pfifferdaj der "varenden Spielleith" in Ribeauvillé
Het esch Pfifferdaj ! / Do vergesst m’r Kriz und Klaj
Seng un spreng vor Fraid / Nie eim das verleid
Esch’s d’r noch so wendaweh / Es wurd sho geh, es wurd sho geh !
Lepf nur fresch d’r Kopf in d’Heh ! / Kopf in d’Heh !
Het esch Pfifferdaj !
Der Pfifferdaj in Ribeauvillé ist das größte und älteste Volksfest im Elsass, jeden 1. Sonntag im September findet er statt. Das mittelalterliche Gaukler- und Musikantentum wird in einem großen Festumzug wieder lebendig. Prunkvolle Wagen, farbenfrohe Kostüme, die Spielfreude der Darsteller, der Einfallsreichtum der einzelnen Gruppen – dazu die Musik – eine einmalige Stimmung herrscht. Tausende begeisterte Zuschauer drängen sich in den engen Gassen der Altstadt von Ribeauvillé mit ihren romantischen Fachwerkhäusern.
Der Ursprung des Pfifferdaj geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Ribeauvillé gehörte im Mittelalter zum Besitz der Grafen von Rappoltstein. Seit dem 14. Jahrhundert waren sie die Herren über das Pfeifferkönigtum, ein Reichslehen. Damit waren ihnen auch die fahrenden Spielleute und Gaukler am Oberrhein unterstellt. Diese waren Mitglieder einer Bruderschaft, „sie hatten selbstverständlich einen König und eine oberste Herrin, den Erlauchten Herrn von Rappoltstein und die Gnädige Frau von Dusenbach“. Die ‚varenden Spilleuth’trafen sich jedes Jahr am 8. September in Rappoltsweiler, am Fest Mariä Geburt. Diese große Versammlung fand bis zur Revolution statt, die der Gerichtsbarkeit des Hauses Rappoltstein über die ‚varenden Spilleuth‘, die Ménétriers des Elsass, ein Ende setzte. Der erste Versuch, den Pfifferdaj wieder aufleben zu lassen, war die Veranstaltung einer Kirmes am altbekannten Tag. Im Jahre 1890 schrieben die Bewohner der kleinen Stadt ein Theaterstück, inszenierten es selbst und spielten es unter freiem Himmel, das neue Fest war ein riesiger Erfolg. 1949 wird das Festspiel zum letzten Mal aufgeführt, man hatte keine Bühne mehr. Wieder suchte man neue Wege, dieses Mal entschied man sich für die Musik und für Festwagen, Umzüge sollten die Geschichte bildlich erzählen. Zunächst engagierten sich Feuerwehr und Musikverein, in den 70er Jahren der Club Vosgien, Pfeifer aus Basel wurden einbezogen. Später wird ein Festkomitee gegründet, dessen Statuten den historischen Charakter des Festivals bewahren sollen.
Das Fest geht auf eine alte Legende zurück, die besagt, dass einst an einem heißen Sommertag ein armer Mann, begleitet von seiner weinenden Frau und seinen Kindern, am Straßenrand saß und klagte, als der Herr von Rappoltstein vorbeikam. Er erfuhr, dass der Mann seine Pfeife, seine einzige Lebensgrundlage als Musikant, zerbrochen hatte. Er warf einen Geldbeutel voller Gold nach ihm und sagte: „Ich mag es nicht, wenn Leute auf meinem Land weinen. Kaufen Sie eine weitere Pfeife und besuchen Sie mich eines Tages dort oben.“ Zum Dank trommelte der Pfeifer alle Spielleute der Gegend zusammen. Wenige Tage später kam eine riesige Prozession zur Ulrichsburg: Trommler, Trompeter, Trompetenbläser, Tiertrainer…. . Einer der Minnesänger trat vor, trug eine goldene Pfeife und eine Krone, und zum Dank für seine Großzügigkeit wurde der Herr von Rappoltstein zum König der Minnesänger gekrönt. Von diesem Tag an kehrten die Minnesänger jedes Jahr zurück, um demjenigen, dessen Vasallen sie waren, ein Ständchen zu geben und der Muttergottes von Dusenbach, ihrer Schutzpatronin, eine Krone zu überreichen.