Der „Stein der Verrückten" aus dem 7. Jahrhundert
Im stillen Örtchen Saint-Dizier-l’Évêque ist ein ganz besonderer Schatz zu entdecken. Die von einem Friedhof umgebene Kirche zeigt sich nach aussen hin bescheiden. Doch es handelt sich um eines der ältesten Gotteshäuser dieser Region, dessen romanisches Mauerwerk erhalten geblieben ist. Man weiss, dass hier schon im 7. Jahrhundert eine Sankt Martin geweihte Kapelle stand, als ein Bischof namens Desiderius mit seinem Diakon Regnifridum und dem Diener Willibert an dieser Stelle vorbei kamen und eine Messe abgehalten hat.
Das steinerne, mit Ornamenten verzierte Grabmal des Desiderius in Form eines Gehäuses, heute ‹Pierre des fous› (‹Stein der Verrückten›) genannt, wurde im Chor der Kirche über dem Grab des Heiligen aufgestellt. In Erinnerung an die wunderbare Heilung des Dieners Willibert durch Saint Dizier soll schon bald nach dessen Tod eine Wallfahrt entstanden sein, von der sich vor allem Menschen mit Kopfverletzungen und -erkrankungen wie Migräne, Hirnhautentzündung und Geisteskrankheiten Heilung versprachen. Über Jahrhunderte kamen diese Hilfesuchenden von weit her ins Dorf, wurden in der Kirche während einer ‹Novene› (neun Tage) einquartiert. Jeden Morgen brachte man die Kranken zur Quelle hinunter ins Tal, wo sie in den Brunnentrögen gebadet wurden und den Kopf in den steinernen Nischen wuschen. Gebete und Exorzismen wurden für die Kranken ausgesprochen, die täglich die Kommunion empfangen und unter dem ‹Pierre des fous› durchkriechen mussten.
Aber auch wer nicht unbedingt Heilung sucht, wird heute in diesem verträumten Tal Ruhe und Erholung finden.