Jüdischer Friedhof Hegenheim
Ein erholsamer Spaziergang führt von der Hegenheimer Grenze in Richtung Hagenthal bis ans Dorfende zum Jahrhunderte alten, stimmungsvollen Judenfriedhof.
Er ist ein Ort voller Ruhe, der zur Besinnlichkeit lädt. Einzig von der Landstrasse nach Hagenthal dringt zeitweise Lärm von Autos herüber. Seit über dreihundert Jahren werden hier Menschen zur letzten Ruhe gebettet, rund siebentausend sollen hier begraben sein. Viele der alten Grabsteine, die meist nach Osten, nach Jerusalem ausgerichtet sind, sind eingesunken, zerbrochen oder umgefallen. Aufgegeben werden sie nicht, denn der jüdischen Tradition gemäss darf der ewige Frieden der Toten nicht gestört werden. Ein Grab darf deshalb nicht neu belegt werden. Da und dort ist auf den Grabsteinen ein Steinhäufchen zu entdecken, Zeichen dafür, dass Menschen das Grab besucht haben. Unter den alten Tannen machen sich Moos und Efeu breit, und viele der Inschriften sind im Laufe der Zeit unleserlich geworden.
Bis um 1820 wurden diese Inschriften ausschliesslich in Hebräisch abgefasst, später sind französische und deutsche hinzugekommen. Die Gedenksteine sind nicht geradlinig angeordnet, die Reihen weisen Krümmungen auf. Man sagt, sie sollen in früheren Zeiten kabbalistischen Gesetzmässigkeiten gemäss geplant worden sein. Der Hegenheimer Judenfriedhof wurde 1673 angelegt, nachdem der seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in Zwingen bestehende Friedhof, der für die ganze Region genutzt wurde, belegt war. Aus dieser Anfangszeit finden sich noch Grabsteine im unteren Teil des Friedhofes, am Ufer des Lertzbaches.
Der Friedhof in Hegenheim ist wohl der grösste, aber nicht der einzige jüdische Friedhof im Elsass. In Hagenthal-le-Bas liegt am Waldrand der kleine ‹cimetière juif›, der 1996 zum ‹monument historique› erklärt wurde. Bedeutender ist der 1620 angelegte Friedhof von Schlettstadt (Sélestat) im Unterelsass sowie der in Jungholtz 1655 entstandene, auf dem heute noch bestattet wird. Als im Zuge der Französischen Revolution die jüdischen den übrigen Bürgern gleichgestellt wurden, entstanden daraufhin in mehreren Gemeinden eigene Friedhöfe wie beispielsweise in Durmenach, Seppois-le-Bas, Luemschwiller, Uffheim und Kembs.
Auch im Badischen gab es zahlreiche jüdische Friedhöfe, unter anderem in Breisach, Ihringen, Emmendingen, Schmieheim oder Sulzburg, wo seit 1546 Juden beerdigt wurden. Dort steht ein Gedenkstein: «Den Opfern der Judenverfolgung von 1933 bis 1945 gewidmet und dem Gedenken der Juden von Sulzburg und Staufen, die schutzlos preisgegeben den Tod für ihren Glauben erlitten. Errichtet zum dreissigsten Jahrestag der Auslöschung ihrer altehrwürdig frommen Gemeinde – 1970».
Die alte Synagoge, etwas erhöht im Dorfzentrum von Hegenheim, wird zur Zeit vom Verein alte Synagoge Hegenheim betreut und mit kulturellen Aktivitäten wiederbelebt. Geplant ist die Errichtung eines übernationalen Begegnungszentrums.