Mahnmal für den Frieden auf dem 'Knöpfle'
Das Wiesental ist das größte Tal im Südwesten des Schwarzwaldes, 55 km verläuft es in südwestlicher Richtung vom Feldberg bis zum Rheinknie bei Basel. Johann Peter Hebel gibt 1803 eine wunderbare Beschreibung in seinem berühmten Gedicht ‚Des Feldbergs liebliche Tochter‘.
Reist man heute von Lörrach talaufwärts kommt nach Hausen eine Engstelle, dort verlief bis 1805 die Grenze zwischen dem Markgräflerland und dem habsburgischen Herrschaftsgebiet. Im ehemaligen Großherzogtum Baden wurde das Wiesental dann zu einer der am frühesten industrialisierten Gegend, Zell wurde ein wichtiger Produktionsstandort der Textilindustrie. Ein ehrenamtlich betriebenes Museum zeigt seit 1996 die Entwicklung der Textilgeschichte im Wiesental. In diesem „lebenden“ Museum sind nach wie vor fast alle Maschinen in Betrieb.
Reist man weiter, öffnet sich das Tal wieder, und mitten im Tal erhebt sich das ‚Knöpfle‘ mit einer kleinen Kapelle. Dieser markante Kegelberg scheint wie geschaffen für einen besonderen Kultort, doch die kleine Kapelle wurde erst 1945 erbaut. In einer einmaligen Gemeinschaftsarbeit entstand hier ein großartiges Mahnmal für den Frieden.
Der zweite Weltkrieg war soeben beendet, als der Ortspfarrer Eugen Thoma die Idee entwickelte, eine Kapelle zu errichten – zum einen aus Dankbarkeit darüber, dass das Wiesental bei der Befreiung durch die Alliierten weitgehend vor Zerstörungen verschont geblieben war, zum anderen als Mahnmal zur Wahrung des Friedens. Die Kapelle sollte Maria, der „Königin des Friedens“, geweiht und nach ihr benannt werden. Es war beeindruckend, wie tatkräftig damals die Bevölkerung unverzüglich ab Juli 1945 zu Werke gegangen sei. „Ziegelsteine wurden von kleinen Schulkindern zu Fuß von Atzenbach und Mambach den Berg hinaufgeschleppt“, erzählt heute Pfarrgemeinderat Peter Kiefer. In schwierigster Zeit gelang es Pfarrer Thoma das nötige Baumaterial zu organisieren. Doch nicht alle waren begeistert von den Frondiensten, die sie für ihr ‚Seelenheil‘ mit dem Bau erbringen durften. Hatte man damals doch ganz andere Sorgen und der tägliche Kampf um die Nahrungsmittel nahm die Menschen voll in Anspruch. Die Pläne zum Bau der Kapelle stammten vom Freiburger Künstler Hans Franke, nach nur einem Jahr Bauzeit konnte die Eröffnung gefeiert werden. Wahre Menschenmengen aus dem ganzen Tal seien zur Einweihung nach Pfaffenberg gepilgert. Vom Künstler Hans Franke stammt auch das eindrucksvolle Altarbild, das 1945/46 entstand. Es zeigt die Mutter Gottes mit dem Jesuskind auf dem Schoß in prächtigen Gewändern in einer idealisierten Landschaft mit Regenbogen, der sich weit über das Wiesental und die Hohe Möhr spannt. Eine Infotafel am Eingang der Kapelle weist auf den tieferen Sinn des Gotteshauses hin: „Maria Frieden sollte für alle Zeiten zugleich ein Mahnmal sein, sich für die Schaffung des Friedens einzusetzen durch Gebet und helfende Liebe.“
Helfende Liebe war auch das Motiv für den Bau eines Heims für Flüchtlingskinder nur wenige Jahre später und einen Steinwurf von der Kapelle entfernt. Laut Kiefer war es wiederum Pfarrer Eugen Thoma, der als treibende Kraft einen Verein gegründet habe, der das Projekt realisierte.