Petrus kam vom Belchen herunter ins Wiesental
Am nördlichen Ende von Schönau, wo Wege weiter Richtung Feldberg führen, liegt Schönenbuchen. An einer deutlichen Engstelle im Tal, eingezwängt zwischen dem Fluss Wiese, der Straße und einigen großen Häusern der alten Textilindustrie, liegt klein und unscheinbar die Wallfahrtskapelle Peter und Paul. Dort wird von zwei denkwürdigen Ereignissen berichtet.
Eine gewaltige Buche muss hier einst gestanden haben, dass dieser Baum in einer Urkunde von 1304 als „schön Buoch“ erwähnt wird. Eine Legende berichtet weiter, dass der heilige Petrus nicht immer in Rom geblieben sei, er habe als Gottesbote die Welt durchwandert. In großen Schritten sei er auch über unsere waldreichen Berge gepilgert. In einem einzigen Schritt sei er von der Stuhlsebene am Belchen ins Tal gelangt, habe sich bei der schönen Buche niedergekniet und im ‚Stein‘ den Eindruck seines Knies hinterlassen. So wie Petrus solle man im ‚Stein‘ auch niederknien und beten. Auffallend oft habe der Herrgott solches Beten erhört. Der Kern dieser Legende könnte Mönche aus dem Münstertal beschreiben, die von ihrem Kloster St. Trudpert über den Belchen ins Wiesental gezogen waren, und den Menschen dort das Christentum gepredigt haben. Über dem ‚Stein‘ errichteten sie ein kleines Heiligtum, gewidmet dem Petrus, so wie drüben im Münstertal eine Peterskirche steht. Den ‚Stein‘ sieht man heute noch in der kleinen Krypta der heutigen Kapelle. Von vielen Wallfahrten und Wundern in früheren Zeiten wird berichtet.
Von einem ganz dramatischen Ereignis an diesem Ort berichtet ein gewaltiges Bild im Kirchenraum, vielleicht als Votivgemälde gestiftet von dankbaren Schönauer Bürgern, es ist das wohl größte Schlachtengemälde im süddeutschen Raum. Besonders beeindruckend, wie die Bauern auf den Hügeln sogenannte Krähenfüsse in die gegnerische Reiterschar werfen – solche Wurfeisen hat man tatsächlich hier im Wiesengelände gefunden. „Anno 1771 [korr: 1727] ist dise taffell wider auff ein newes gemahlet worden damalls ist Vogtt gewesen der ehrsame und bescheidene Adam Scheible … “ – so kann man auf dem beeindruckenden, 21 x 7 Fuss (6,36 x 2,35 m) großen Tafel-Gemälde lesen. Als „Mahler“ ist „Joseph Zimerman vom Kloster St.Trutpert im Minster Thal“ vermerkt. Auch zur Schlacht berichtet eine Legende „… feindliche Krieger zogen gegen Schönau heran. … Auf den Bergen bei Schönenbuchen standen Engel, wie Schwarzwälder gekleidet, und warfen den Andringenden unbemerkt kleine vierspitzige Eisen in den Weg. Da diese in jeder Lage eine Spitze in die Höhe streckten, so drangen sie den darauf tretenden Pferden in die Hufe, wodurch dieselben scheu wurden und das Heer in Verwirrung brachten. Die vorderen Truppen gaben den Nachfolgenden, diese jenen die Schuld. So gerieten sie miteinander ins Handgemenge und rieben sich bis auf den letzten Mann auf. Von ihrem Blut rötete sich die Wiese bis nach Kleinhüningen. Schönau aber war gerettet. Zum Dank stifteten seine Bewohner eine Abbildung der Schlacht nach Schönenbuchen.“ Doch um welche Schlacht mag es sich handeln?
Das originale Bild stammt nach Meinung von Heimatforscher Werner Störk aus dem späten 17. Jahrhundert und habe ursprünglich wahrscheinlich den Sieg über schwedische Truppen (1634) dargestellt. Beim Übermalen des Bildes im 18. Jahrhundert ist das Motiv verändert und den damals aktuellen politischen Vorstellungen angepasst worden. Da die Franzosen als Angreifer immer wieder ins Wiesental eingefallen und zu Blutfeinden erklärt worden seien, sei die Legende vom Sieg über die französischen Armagnaken im 15. Jahrhundert entstanden, das Bild sei eine propagandistische Warnung an die Erzfeinde gewesen beziehungsweise an die in Hüningen stationierten französischen Truppen.
Zu dem Gedenktag der Schutzpatrone Petrus und Paulus am 29. Juni findet alljährlich ein Festgottesdienst in der Kapelle statt, anschließend ein Krämermarkt mit vielen Ständen und Anbietern von bunten Textilien, modischen Accessoires, Kinderspielzeug, Gewürzen, Süßigkeiten und vielem mehr. Früher war das ‚Todtnauerli‘ ein wichtiger Zubringer für die Marktbesucher des gesamten Tales, der Bahnsteig befand sich rechts vor der Kapelle. Das ‚Todtnauerli‘ war eine Schmalspurbahn, die von 1889 bis 1968 zwischen Zell und Todtnau verkehrte. Fahrkarten kaufte man gegenüber im ‚Gasthaus Schönenbuchen‘. Gleich hinter der Kapelle zweigte der Gleisanschluss der ‚Buntweberei K.Hipp‘ ab, hier wurden die Güterwagen zur Laderampe an der Giebelseite der Weberei geschoben. Nach der Anschlussweiche zwängte sich die Bahn durch die enge Stelle zwischen Wohnhäusern, Straße, Turbinenkanal und Fabrik hindurch, mehrfach kam es zu Kollisionen mit dem Schwerverkehr. Anschließend überquerte sie die Talstraße und erreichte dann das ‚Aiterfeld‘, die Talerweiterung vor Utzenfeld.