Das Verenagrab im Kerzenschein
Das Herz von Zurzach, der kleinen Ortschaft mit dem bekannten Kurbad unweit von Koblenz am Rhein, schlägt an einer verborgenen Stelle: in der Gruft der wohltätigen Verena, die in römischer Zeit hierher kam. Nach einer im 9. Jahrhundert festgehaltenen Legende ist sie im Jahre 344 hier verstorben. Am Sarkophag der verehrten Heiligen, der in der Krypta der Stiftskirche steht, finden sich noch heute täglich Pilger ein; es sind vor allem Frauen, die hier Beistand suchen.
1974 fand man bei Ausgrabungen in der Verenagruft neben der Apsis der einstigen romanischen Kirchenanlage den alten, versiegten Verenabrunnen. Am 1. September, dem Gedenktag der Heiligen, schöpfte man hier früher das ‹Vreneliwasser›. Noch heute wird an diesem Tag ein feierlicher Gottesdienst abgehalten, und anschliessend wird im Freien oder im Gemeindehaus das ‹Verena-Bankett› für alle Anwesenden abgehalten. Beim Verenagrab in der Krypta deponieren zudem Frauen Flaschen mit Speiseöl, das nach altem Brauch am Abend gesegnet wird.
Das Verenamünster ist im Besitz eines kostbaren Kirchenschatzes, zu dem ein gotisches, mit Steinen besetztes Armreliquiar gehört, dessen Filigranwerk die Vita der Heiligen darstellt. Ein Türchen gibt den Blick auf einen Armknochen frei. Durch den Verenakult ist Zurzach schon im Frühmittelalter ein viel besuchter Wallfahrtsort geworden. Damit hängt wohl auch die Entstehung der Zurzacher Messen und Märkte zusammen, die bis 1856 von grosser Bedeutung waren.