Sankt Ursinus und der Bär
Die Zeit scheint stillzustehen in dieser wundervollen Landschaft am Ufer des Doubs mit dem hoch aufragenden Felsen und der Burgruine über der kleinen, mittelalterlichen Stadt Saint-Ursanne. Es war der irische Wandermönch Ursicinus, der sich hier der Überlieferung zufolge um das Jahr 600 zusammen mit einem Bären in einer Felsengrotte niederliess. An der Wende zum 7. Jahrhundert strömten von Luxeuil her zahlreiche irische Mönche aus, angeführt vom heiligen Columban, um den Alemannen das Evangelium zu verkünden.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann man auf den Grundmauern eines alten Gotteshauses mit dem Bau der Stiftskirche, einer Säulenbasilika, die bis heute erhalten geblieben ist und um die sich allmählich eine kleine Stadt entwickelt hat. Das Südportal, das bedeutendste romanische Portal burgundischen Stils in der Schweiz, zeigt auf dem Tympanon ein majestätisches Bild des Christus, umgeben von den Aposteln Petrus und Paulus und sieben Engeln. Zu seinen Füssen kniet links eine tonsurierte Figur, vielleicht der heilige Ursinus oder der Stifter des Portals; auf den Kapitellen befinden sich die Evangelistensymbole und sagenhafte Darstellungen.
Ursinus ist neben dem heiligen Germanus und dem heiligen Randoaldus, der dritte Heilige des Juras. Ein kurzer Spaziergang in Saint-Ursanne führt zu seiner Höhle, wo man ihm samt seinem Bär ‹persönlich› begegnen kann. Eine Bank davor lädt ein, die wundervolle Aussicht bis weit ins Land hinaus zu geniessen, und wer mag, geht weiter entlang des Sentier des sculpteurs und lässt sich von den hier aufgestellten Baumskulpturen überraschen.