Der Totentanz im Beinhaus
Wenige Kilometer nördlich vom Drehorgelstädtchen Waldkirch liegt das Dorf Bleibach am Ausgang des Simonswäldertals, das einen noch vielfach unbekannten Schatz birgt. Im Zentrum fällt der moderne Bau der katholischen Kirche ins Auge. Betritt man den Raum, so entdeckt man Relikte aus fünf Bauepochen, die beim Neubau von 1975–1977 harmonisch integriert wurden. Unter dem Kreuzweg findet man den Eingang zur Beinhauskapelle. Sie ist von einem hölzernen Tonnengewölbe überdeckt, auf dem als umlaufendes Band ein in vierunddreissig Bildern abgehandelter Totentanz aus dem Jahr 1723 dargestellt ist.
Von wem die Gemälde stammen ist nicht bekannt, jedoch müssen dem Auftraggeber wie dem Maler die Totentänze von Bern und von Basel bekannt gewesen sein, denn die Darstellungen lehnen sich an diese Vorbilder an. Einzig die Gewänder sind der damaligen Mode angepasst und es fehlt auf den Bildern der sonst übliche Hintergrund. Mit auffordernden Gesten nähert sich der Sensenmann den Todgeweihten, die nach den Ständen der damaligen Zeit im Reigen angeordnet sind, und über dem Ganzen spielt eine Kapelle von sechs Gerippen mit makabren Instrumenten die Weise vom Tod.
Zu allen Zeiten und bei allen Völkern hat sich der Mensch mit dem Problem des Todes beschäftigt und versucht, seine Ängste im Ausdruck von Magie und Kult, Religion und Kunst zu bewältigen. Diese Manifestationen sind je nach Kultur und Zeitalter unterschiedlich und in einem ständigen Wandel begriffen. Totentanzbilder gab es im späten Mittelalter, ausgehend von Frankreich, in ganz Europa und die meisten sind heute verschwunden.