Die rätselhafte Notburga mit ihren neun Kindlein
Im kleinen Dorf Bühl im Klettgau – zwischen Waldshut und Schaffhausen – steht die barocke Kirche auf einem denkwürdigen Platz. Sie ist auf einen Fels gebaut, unter dem der Schwarzbach fliesst. Tritt man ein, so wird man überrascht von der eigenartigen Skulptur der Kirchenpatronin, der heiligen Notburga. Die sitzende Frau mit Krone vor dem Altar trägt in jedem Arm vier Kindlein, und ein weiteres liegt tot zu ihren Füssen. Sie ist die Patronin des Kindersegens, der Mehrgeburten, der Mutterschmerzen und der Fruchtbarkeit. Die Statue soll früher mit samt den geschnitzten, herausnehmbaren Kindern bei Geburten von der Kapelle in das Haus der jeweils Gebärenden gebracht worden sein, um ihnen Schutz zu gewähren.
Im Mittelgang vor dem Chor entdeckt man ein steinernes Grabmal mit folgender Inschrift: «Grabstätte der hl. Notburga aus schottischem Königsgeschlecht, Patronin des Klettgaus, verstorben am 16.1.840». Das Grab der Notburga wurde zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. Noch im Jahr 1933 sollen sich hier 800 Frauen eingefunden haben. Heute wird die Wallfahrt von der Pfarrgemeinde Bühl am letzten Sonntag im September gefeiert. Bedenkenswert sind die Vermutungen von Hubert Roth, es könnte sich bei der Heiligen um die Nachfolge einer vorchristlichen Göttinnenfigur handeln, die bei der Christianisierung in das neue Glaubenssystem integriert wurde.