Germanus mit dem prunkvollen Krummstab
Rund tausenddreihunderfünfzig Jahre alt ist der prachtvoll verzierte Abtstab des heiligen Germanus – er ist der älteste seiner Gattung in der Welt und gehörte zum Schatz des Klosters Moutier-Grandval (Münster-Granfelden), dessen erster Abt der Heilige war. Im Musée d’art et d’histoire in Delémont (Delsberg) lässt sich das kostbare Objekt bewundern, zusammen mit zwei bestickten seidenen Pontifikalschuhen, weissen Strümpfen aus feinem Leinengarn, einem Ärmel und einem Gürtel aus Hanfseil, die dem Heiligen erst später zugeschrieben wurden.
Germanus tritt ins angesehene Kolumban-Kloster Luxeuil ein, wo er Priester und bald darauf Abt des Klosters in Grandval wird. Nach der Legende schaffte er mit seinen Mitbrüdern eigenhändig die Felsen weg, um den Weg durch die Klus von Choindex zu öffnen – damit wurde die alte Römerstrasse vom Rheinknie durch den Jura zum Bielersee wieder instand gestellt. Heute befinden sich die Gebeine des Germanus und seines Gefährten Randoaldus – reich verziert und in Purpurmäntel gehüllt – in gläsernen Schreinen im Chor der Pfarrkirche Saint-Marcel in Delémont.
Die Spuren der Abtei Moutier-Grandval sind heute verschwunden, Brände und die Reformation haben sie dem Zerfall preis gegeben. Auf den Ruinen der Stiftskirche ist in Moutier eine Kopie des 1858 abgetragenen Baus, die Collégiale Saint-Germain, errichtet worden. Im Jahr 1960 ist man hier während Renovationsarbeiten auf den ursprünglichen Fussboden gestossen und hat den Begräbnisort des heiligen Germanus und ein weiteres Grab – wahrscheinlich jenes des heiligen Randoaldus – gefunden.