Der gallorömische Tempel auf der Schauenburgerfluh
Auf der Schauenburgerfluh – einem der schönsten Aussichtspunkte des Baselbiets – befindet sich ein gallorömisches Höhenheiligtum, in dem mindestens bis in die Zeit um 400 den Göttern geopfert wurde. Die prachtvolle Aussicht reicht von hier über das Ergolztal und seine Seitentäler vom Kettenjura bis zum Rhein. An besonders klaren Tagen zeigen sich über den Hauensteinpasslücken im Südosten weisse Alpengipfel, und im Norden fällt der Blick jenseits des Rheins hinüber zum Schwarzwald.
Schon im 18. Jahrhundert waren hier römische Münzfunde bekannt, doch erst 1961 begann man mit systematischen Grabungen, bei denen Mauerreste eines gallorömischen Quadrattempels freigelegt wurden. Im Inneren konnte man den Grundriss der quadratischen Cella, des Kultraums des Tempels, eruieren und ein äusseres Quadrat von geringerer Mauerstärke, das den Umgang darstellt. Das Gebäude muss von einem turmartigen Mittelteil und einer diesen umfassenden, offenen Laube bestanden haben, deren Dach vermutlich auf Holzpfosten ruhte. Die Abweichung von 16 Grad aus der Ostrichtung stimmt genau mit derjenigen des Schönbühltempels in Augusta raurica überein. Die Achse des kleinen Tempels weist genau auf den Gipfel des Sunnenberges bei Maisprach. Nach dem römischen Festkalender wurden die Cerealia, das Fest der Göttin des pflanzlichen Wachstums, der Ceres, am 19. April gefeiert. Gleich wie beim Schönbühltempel in Augst fällt auch auf der Schauenburgerfluh der erste Strahl der aufgehenden Sonne am 19. April in die Tempelachse.