Früher Einbeth - heute Jakobus
Gengenbach, das reizvolle ‹Schwarzwald-Städtle› in der Ortenau mit seinen schmucken Fachwerkhäusern, den Türmen und Toren und der ehemaligen Benediktinerabtei lädt ein zum Flanieren und Verweilen. Verlässt man die Altstadt vom Rathaus her durch das Obere Tor, macht ein Wegweiser aufmerksam auf die ‹Berglekapelle› auf dem Kastelberg – ein Aussichtspunkt inmitten von Rebhängen. Von der Schwedenstrasse aus erreicht man das kleine Gotteshaus auf dem alten Wallfahrtsweg in einer guten Viertelstunde und wird oben belohnt mit einem herrlichen Blick auf die Altstadt und einer Rundsicht bis weit hinein ins Kinzigtal und bei gutem Wetter hinüber bis zum Turm des Strassburger Münsters.
Das Kinzigtal nutzten schon die Römer für ihre Strasse von Augsburg nach Strassburg. Zwei Wegstunden vor dem Kastell Offenburg querte diese Römerstrasse bei Gengenbach die Kinzig. Spuren der Römer finden sich auf dem Kastelberg oberhalb Gengenbachs. Urkunden von 1289 und 1294 erwähnen eine „capella s.jacobi in monte Castellberg“. Ein neuer Name taucht 1520 auf, man liest „kirch uff dem berg die sant Einbettenberg genannt wird“. Die Jungfrau Einbetha mit den Gefährtinnen Warbethe und Wilbethe sind keltischen Ursprungs und werden in christlicher Zeit in Nothelferinnen verwandelt. Die Einbethenkapelle auf dem «Jacobi- oder Castellberg» wird 1681 neu gebaut. Sie sei „der heiligen Jungfrau Einbeth und den Märtyrerinnen Perpetua und Felicitas gewidmet“ schreibt Abt Placidus. Auf dem neuen Altarbild was man damals bestellte sind jedoch nur Perpetua und Felicitas mit ihren Kindern dargestellt. Junge Mütter liebten das Altarbild mit den beiden Kindern besonders, von wunderbaren Gebetserhörungen wird berichtet.
Der Dreifrauenkult heidnischer Abstammung ist später offensichtlich nicht mehr geheuer, denn erst im 20. Jahrhundert wird sie wieder als Jakobskapelle bezeichnet. So wird die Kapelle zur Station der großen Jakobuswallfahrt nach Spanien. Eine Besonderheit ist die steinerne Außenkanzel und die benachbarte Heiliggrabkapelle. Aus jüngster Zeit stammen die gestifteten sieben Gemälde von Ruth Schaumann, die Seligpreisungen aus der Bergpredigt.