Das Kirchlein an der Ill
Fährt man von Oltingue entlang der Ill über Raedersdorf flussaufwärts gegen Ligsdorf zu, stösst man auf Hippoltskirch, einen stillen Weiler an der Kreuzung zweier ehemaliger Römerstrassen, die sich auf der Strecke von Oltingue nach Winkel und von Sondersdorf nach Kiffis schneiden. Der Ort besteht aus nur vier Häusern. Hippoltskirch ist eine frühe, dem heiligen Martin geweihte Kultstätte. Dies beweist das hohe Alter der Kapelle, deren Bau in die fränkisch-merowingische Missionsperiode zurückreicht.
Früher hatten die Sondersdorfer regelmässig an den Samstagen zwischen den beiden ‹Kreuztagen›, also vom 3. Mai bis zum 14. September, eine Prozession zur Martinskapelle durchgeführt, wohl um gutes Wetter zu erbitten; am Markustag waren auch Einwohner von Raedersdorf und Ligsdorf dabei. Im Laufe der Zeit schwand nun die Erinnerung an das altehrwürdige Martinspatrozinium, und heute erinnert nur noch das alte Hochaltarbild in der Kapelle daran.
Bemerkenswert und als ‹monument historique› eingestuft ist die bemalte Kassettendecke, die möglicherweise aus der Ulrichskapelle von Sondersdorf stammt, denn ein Bild zeigt den Sieg von St. Ulrich, Bischof von Augsburg, über die Ungarn im Jahre 955 bei der Schlacht auf dem Lechfeld.
Bis ins 19. Jahrhundert war Hippoltskirch als Wallfahrtsort mit einer Einsiedelei verbunden. Woher die prachtvolle Statue Unserer Lieben Frau stammt und wie sie in die Martinskapelle gekommen ist, weiss man nicht; nach der Legende wurde das Gnadenbild in einem Gebüsch am Wegrand gefunden. Votivtafeln und -bilder zeugen noch immer von dessen Verehrung.