Die Gnadenhöhle im Fels
Im engen Tal, das von Flüh zur Burg Rotberg hinaufführt, liegt in der rechten Felswand die Höhle der ‹Maria im Stein›, und über ihr erheben sich eine Wallfahrtskirche und ein mächtiges Benediktinerkloster. Es wird vermutet, dass die der aufgehenden Sonne zugewandte Höhle schon in vorchristlicher Zeit ein kultischer Ort war. In diese ‹Gnadenhöhle› führt links vom Kirchenportal ein langer, gewölbter Gang, dessen Wände mit Votivtafeln aus Marmor und Granit bedeckt sind. «Maria hat geholfen», «merci» und «grazie Maria» ist darauf eingemeisselt, vereinzelt sind auch tamilische Schriftzüge auszumachen. Auch für die in der Schweiz lebenden Hindus ist Mariastein ein heiliger Ort, stellt doch Maria im Stein die dunkle Leben-im-Tod-Göttin Kali dar, die hier von ihnen verehrt wird. Nach einer wechselvollen Geschichte, die mit der Flucht der Mönche während der Revolutionszeit begonnen hatte, wurde die Wallfahrt vom im Kanton Solothurn residierenden Bischof aufrecht erhalten, bis die Benediktinerabtei schliesslich 1971 rechtlich wiederhergestellt wurde.
Auf der Anhöhe, die sich in Richtung Flüh erstreckt, führt hinter dem ehemaligen Klosterhof ein Weg hinauf zur St. Annakapelle, in der noch Fresken aus dem 15. und 17. Jahrhundert erhalten sind. Kulturhistoriker deuten die heilige Anna, Patronin der Fruchtbarkeit – ihr sind im Alpenraum zahlreiche Kapellen geweiht – als Transformation einer keltischen Göttin, der Ana.