Niedermünster - Wo sich das Kamel niederliess
Am nordöstlichen Abhang des Odilienbergs öffnet sich ein kleines Tal in Richtung St. Nabor. Hier wurde von Odilia zunächst eine Herberge für die kranken Pilger erbaut, da für diese der Weg auf den Berg zu beschwerlich war. Einige Jahre später wurde dieses Hospiz unter der Leitung der heiligen Gundelinde, einer Nichte von Odilia, zum Kloster ausgebaut. Die Bedeutung der Abtei sank im 14. Jahrhundert. Als die Kirche sowie das Abteigebäude 1542 niederbrannten, wurden sie nicht mehr aufgebaut. Heute haben sich nur noch die Ruinen der Klosterkirche erhalten, die jedoch noch eine gute Vorstellung von der einst bedeutenden Anlage geben.
Niedermünster war im Besitz eines kostbaren Kreuzreliquiars, das nach dem Brand 1542 in die Jesuitenkirche Molsheim kam und dort bis zur Revolution aufbewahrt wurde. Laut der Gründungslegende des Klosters hatte Hugo von Tours die Reliquie von Karl dem Großen geschenkt bekommen, der sie seinerseits vom Patriarchen von Jerusalem erhalten hatte. Hugo ließ für die Reliquie das kostbare kreuzförmige Reliquiar anfertigen, und um einen würdigen Ort dafür zu finden, lud er es einem Kamel auf. Als dieses am Fuß des Odilienberges Halt machte, sah er darin das Zeichen zur Gründung des Klosters. Das kostbare wundertätige Reliquiar ist heute verschollen, nur noch ein großes Bild in der Jesuitenkirche von Molsheim erinnert an diese fantastische Geschichte.
Das Tal von Niedermünster liegt abseits allen Trubels des Klosters Hohenburg. Bis auf einen einsam gelegenen Bauernhof ist es unbewohnt und verströmt einen ganz besonderen Zauber. Die Ruinen der ehemaligen Abtei sind leider sehr baufällig und ein Zaun verwehrt den Zutritt.