Das Kloster und der Heilige Fintan
Wenige Kilometer unterhalb des mächtigen Rheinfalls bei Schaffhausen bildet der Fluss einen Mäander. Das Herzstück dieser reizvollen Stromlandschaft um das malerische Dorf Rheinau ist die über eine Brücke erreichbare, kleine Klosterinsel. Nach der Legende soll der Konvent – vermutlich unter der Regierung Karls des Grossen um das Jahr 778 von Welf dem Grossen aus dem fränkischen Hochadel gestiftet worden sein. König Ludwig der Deutsche verlieh dem Kloster, das Maria geweiht war, am 12.April 858 freie Abtwahl und Immunität. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts lebten die Mönche bereits nach der Regel des Heiligen Benedikt; unter ihnen befand sich der um 800 in Irland geborene Mönch Fintan, der seit dem Jahr 1114 vom Kloster als Schutzpatron verehrt wird. Fintans Sarkophag befindet sich im Chor der Klosterkirche auf der linken Seite; die Reliquien – das Haupt und einige Knochen, die vor dem Bildersturm von 1529 gerettet wurden – ruhen im barocken Schrein des Fintansaltars.
Der von Parkanlagen gesäumte Klosterkomplex, der die kleine Insel belegt, ist ein überwältigendes barockes Gesamtkunstwerk, errichtet in den Jahren 1704–1717 vom Vorarlberger Baumeister Franz Beer unter Mitarbeit von Peter Thumb.
1803 kam Rheinau politisch zum Kanton Zürich, dessen Regierung 1862 die Aufhebung des Klosters verfügte. Bis 1998 war der Ort von der kantonalen psychiatrischen Klinik belegt, auf dem Klosterareal soll in Zukunft ein Zentrum für Kirche, Kultur, Wissen, Kreativität, Soziales und Wirtschaft entstehen. Bereits verwirklicht ist ein Probezentrum für Musiker, und ein Museum ist in Planung.