Das Theobaldus-Münster im Feuerschein
Ein Ort voller Legenden ist Thann, die kleine Stadt am Eingang des Thurtales. Von weit her sichtbar erinnert der Turm des Theobaldusmünsters daran, dass Thann einstmals ein berühmter Wallfahrtsort war. Die Gründung der Stadt und der Beginn der Wallfahrt fällt in das 13. Jahrhundert. Verschiedene Legenden sind überliefert; sie berichten, wie auf wundersame Weise die Daumenreliquie des Bischof Theobaldus von Gubbio hierher kam. Diese soll hier noch unzählige Wunder bewirkt haben, und lockte in der Folge immer mehr Pilger und Krämer an, so dass der Wald gerodet werden musste und die Stadt Thann entstand. Es war aber wohl vor allem eine von einer Burg kontrollierte Wegzollstelle an dieser alten Römerstrasse, die hier über den Col de Bussang eine wichtige Verbindung für den Verkehr bildete, Anlass für die Gründung der Stadt. Eine Kapelle wurde bald durch eine Kirche ersetzt, bis im späten 15. Jahrhundert der berühmte gotische Bau des Theobaldusmünsters mit dem fein ziselierten Turm vollendet wurde.
Im Zusammenhang mit dieser Legende steht auch die jährlich am 30. Juni stattfindende ‹Crémation des trois sapins› in Thann mit ihren drei lodernden Tannen. Das Fest gehört volkskundlich zwar zu den Johannisfeuern, es gibt aber eine interessante Parallele zu der ‹Festa dei Ceri› in Gubbio, dem Sterbeort des heiligen Theobald. Alte Tradition ist die ‹Crémation des trois sapins› in jedem Fall, wird sie doch bereits in Dokumenten aus dem 15. und 16. Jahrhundert erwähnt. Die Beziehungen zu Gubbio werden in Thann sehr gepflegt, und eine Delegation aus Italien kommt immer wieder mit eleganten Fahnenschwingern zum ‹Tanneverbrenne›.